Vor Jahren versuchte ich mich mal daran, Touranekdoten von Bands aus der Punkszene zusammenzutragen für ein Buch. Einiges an Material bekam ich, aber die höchst unterhaltsamen bis latent skandalösen Stories, die nach viel Bier in der Nacht nach einer Show erzählt werden, an die sich am nächsten Tag aber niemand mehr erinnern will, ließen sich nicht in geschriebene Worte fassen. „What happens on tour, stays on tour!“ ist die eiserne Regel – unter die „saftistgen“ Stories, Schweinereien und Streiche will niemand seinen Namen setzen, nicht alles ist verjährt, so manches Geständnis könnte Ehen, Freundschaften und Geschäftsbeziehungen belasten. Johannes Floehr und Andre Lux („Egon Forever!“) haben sich dennoch nicht entmutigen lassen und eine ganze Reihe an „Anekdötchen“ zusammengetragen, die dafür, dass sie durch die „interne Zensur“ der Erzählenden gingen, immer noch in fast allen Fällen höchst unterhaltsam sind. „Überraschenderweise“ haben viele der kurzen Stories der Musiker:innen, Schauspieler:innen, Veranstalter:innen etc. was mit Alkoholkonsum und dessen Folgen zu tun. Einen ersten Anlauf dieser Art hatte Andre Lux schon mit zwei Ausgaben seines „Für Spritgeld und Bier“-Heftchens gemacht, in Kooperation mit dem Poetry-Slammer Johannes Floehr wurde nun ein dickes Buch daraus, das in lockerer Gestaltung und mit diversen Abbildungen und Zeichnungen (weniger Egon, als erhofft) ein höchst kurzweiliges Lesevergnügen ist – egal ob man die Anekdotenerzähler:innen nun kennt oder nicht. Da das Ganze ein Corona-Projekt war, werden die Erlöse an die Organisation „Hand for a Hand“ gespendet, die sich um Bühnenarbeiter:innen ohne Einkommen kümmert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Joachim Hiller