A TYPICAL GIRL

Viv Albertine

Im englischen Original erschien „Clothes, Clothes, Clothes. Music, Music, Music. Boys, Boys, Boys“ (ein Zitat der Mutter der Autorin in Bezug darauf, was ihre Tochter angeblich im Kopf hat) schon 2014, nun kam endlich „A typical girl“ in der deutschen Übersetzung von Conny Lösch – „A typical“ so eng gesezt, dass es auch als „atypical“ gelesen werden kann.

Denn ein „typisches Mädchen“ war Viviane Albertine, Jahrgang 1954, nie: Ihre frühe Begeisterung für Musik und ein gewisser Wagemut brachten sie schon in Teenagerjahren in Kontakt mit der Londoner Musikszene.

Das setzte sich Mitte der Siebziger fort, als in London aus Pubrock Punkrock wurde –und Viv mittendrin war in jener Szene um die „Sex“-Boutique, Vivienne Westwood, Malcolm McLaren, John Lydon, Sid Vicious, Mick Jones (jahrelang ihr Freund) und all den anderen, aus denen der Nukleus der Londoner Punkszene bestand.

Sie war kein Groupie, sie war eine selbstbewusste junge Frau, die ab 1976 zusammen mit Ari Up (Tochter von Nora Forster, die später Malcolm McLaren heiratete), Tessa Pollitt und Palmolive THE SLITS gründete, deren Name allein schon eine Provokation darstellte und die eine der ersten feministischen (Punk-)Rockbands waren, denn auch die Punkszene war klar männlich dominiert.

Albertine schreibt sehr offen, detailgenau und reflektiert über jene Jahre, und dominiert beim Leser zunächst ein gewisses Namedropping-Interesse, weicht dieses unweigerlich einer Faszination für diese starke Frau, die Krebs überlebte, beinahe als Heimchen am Herd in einem Haus an der Küste zugrunde ging und sich nach einer unerfüllten Ehe ihre Identität zurückerobern musste.

Verbitterung ist nie zu spüren, sondern entwaffnende Offenheit und viel Witz, und das macht dieses Buch zu Pflichtlektüre.