Nach dem Lesen von Marc-Antoine Mathieus hervorragendem kafkaesken Comic „Gott höchstselbst“ hatte ich irgendwie das Gefühl, möglicherweise in den letzten Jahren etwas verpasst zu haben, denn dabei handelte es sich nicht um die erste Arbeit des Franzosen, die von Reprodukt veröffentlicht wurde.
Mit „3 Sekunden“ erscheint dort nun auch ein relativ neues Mathieu-Werk aus dem Jahr 2011, das man kaum noch als herkömmlichen Comic bezeichnen kann. Es handelt sich wohl eher um ein künstlerisches Experiment, denn Mathieu versucht hier, fast ganz ohne Worte eine Geschichte in einem einzigen langen Zoom zu erzählen, bei dem Reflexionen in irgendwelchen Gegenständen den Leser vom Schauplatz eines Verbrechens wegführen und wieder dorthin zurück.
Letztendlich eine einzige eingefrorene Szene, die durch den extremen Wechsel der Perspektive, von dem aus der Leser das Geschehen beobachtet, tatsächlich beginnt, die lebendige Geschichte eines Komplotts zu erzählen.
Ein sehr faszinierendes Experiment, bei dem man schon genau hinsehen muss, um nicht die Orientierung zu verlieren. Und es wäre sicher spannend zu sehen, ob man „3 Sekunden“ auch als richtigen Film umsetzen könnte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und