THE RUNAWAYS waren Mitte der Siebziger Jahre die erste kommerziell erfolgreiche All-Girl-Rockband, und in einer androgynen und sich von Männlichkeitsklischees befreienden Glamrock-Szene ein Novum. Dazu kam eine emanzipatorische Fuck-You-Attitüde und die Vorwegnahme dessen, was zwei Jahrzehnte später als Riot Grrrl-Bewegung seine Fortsetzung nehmen sollte – diese aber gepaart mit einer an Exhibitionismus grenzenden Zurschaustellung weiblicher Reize, die den Sexismus im klassischen männerdominierten Rock’n’Roll voll bediente.
Floria Sigismondi inszeniert die Geschichte der RUNAWAYS 2010 in einem Spielfilm: Ihre Gründung durch den tyrannisch-exzentrischen Plattenproduzenten Kim Fowley, der zu schnelle Ruhm, die Selbstüberschätzung und Drogen – das klassische Rock-Klischee in real life. Ein echtes Biopic gelingt dabei nicht, dafür bleiben die biografischen Hintergründe der Musikerinnen zu sehr im Hintergrund. Allein die Entfremdung zwischen der Musikenthusiastin und ihrem Vorbild Suzi Quatro huldigenden Joan Jett und der immer divenhafteren Sängerin Cherie Currie zeigt inhaltliche Tiefe. Abgesehen davon bietet der Film ein unterhaltsames Erzähltempo, viel Musik (insbesondere die anekdotische Entstehung des RUNAWAYS-Hits „Cherry bomb“ bei einer Bandprobe und der erste Auftritt in Japan) und eine überzeugende Besetzung. Kristen Stewart, bekannt aus der Teenie-Vampir-Schmonzette „Twilight“, als Joan Jett und Dakota Fanning als Cherie Currie sehen nicht nur ihren Vorlagen täuschend ähnlich, sondern verkörpern den Habitus der Charaktere glaubhaft. Die Idee von Sigismondi, Currie am Drehbuch mitschreiben zu lassen, entpuppte sich in dieser Hinsicht als smart.
Joan Jett produzierte nach dem Ende der RUNAWAYS unter anderem Platten der GERMS und ist bis heute mit ihrer Band THE BLACKHEARTS unterwegs und betreibt ein eigenes Label. Lita Ford als musikalisch Versierteste startete ebenfalls eine erfolgreiche Karriere als Metal/Hardrock-Solokünstlerin.
In dieser Rubrik erinnern wir an Filme, die vor langer Zeit erschienen sind, die man aber unbedingt (noch mal) gesehen haben sollte.