RAMONES-Special: Come on baby, cover me

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Über RAMONES-Epigonen

Elvis Presley? Ist klar. Michael Jackson? Kommt gleich danach. Schließlich hat kein Künstler so viele Epigonen und Nachahmer wie diese beiden. Eine inoffizielle Regel der nicht kleinen „Gabba Gabba Hey!“-Gemeinde indes lautet: Vergiss niemals die RAMONES! Sie waren immerhin die ersten Punks. Sie erfanden den Drei-Akkorde-Rock, der für die meisten Klischeereiter sogar dann aus drei Akkorden besteht, wenn in einem Song vier oder fünf Akkorde zu hören sind. Sie sind eine Legende und haben so bis heute jede Menge Epigonen auf den Plan gerufen. Epigonen mit eigenen Songs und welche, die reine Kopien waren oder sind und RAMONES-Konzerte in die jeweilige Gegenwart zu holen versuchten. Wir geben einen kleinen Überblick über die besten und originellsten Nachmacher.

Hierzulande am bekanntesten sind sicherlich die RÄMOUNS (Düsseldorf), die MELONES (Hannover) und die HAMBURG RAMÖNES. Während sich die mittlerweile aufgelösten RÄMOUNS dem Look und Sound nach an den Live-Auftritten des Originals in den Neunziger Jahren orientierten, spulen die MELONES bis heute das ganze „It’s Alive“-Programm der Endsiebziger ab. Beide Bands zählen definitiv zu den besten RAMONES-Coverbands, mit Shows, die mitunter erschreckend nahe am Original waren oder sind. Die HAMBURG RAMÖNES hingegen waren nie – auch wenn der Name es ein wenig vorgaukelt – eine reine Epigonen-Combo: Sie haben auch zahlreiche eigene Songs im Programm, die gleichwohl musikalisch extrem nah am amerikanischen Vorbild liegen.

Aus Köln kommen die vor eineinhalb Jahren gegründeten DE RAMÖNSCHE als eine der kuriosesten Bandkopien: Sie sorgen im rheinischen Umland mit verkölschten RAMONES-Texten für Aufsehen. Bei ihnen wird „Sheena is a punk rocker“ zu „Tina hät en Schruuv locker“ („Tina hat eine Schraube locker“) und aus „Blitzkrieg Bop“ „Kölsch em Kopp“. Das Problem, das DE RAMÖNSCHE dabei mit vielen anderen RAMONES-Coverbands teilen: Sie dürfen aus lizenzrechtlichen Gründen ihre nachgespielten Songs nicht auf Tonträgern veröffentlichen. Auf CD greifen sie deshalb auf verpunkte BLÄCK FÖÖSS-Klassiker zurück, während etwa die RÄMOUNS unter dem Titel „Rockaway Beach Boys“ ein Album mit im RAMONES-Stil gespielten BEACH BOYS-Songs herausbrachten.

Eine der besten Coverbands außerhalb Deutschlands sind die ROMANEZ aus Budapest. Sie legen im Gegensatz zu den meisten Coverkollegen jedoch keinen Wert auf Lederjacke, Perücken, Jeans mit Löchern und Sneakers, sondern orientieren sich rein musikalisch und gestisch am Original. Weitere, über die Welt verteilte RAMONES-Nachmacher, die mit ihrer jeweiligen Herkunft den hohen internationalen Stellenwert beweisen, den das Vorbild trotz fehlender Chart-Erfolge und kaum überwältigender Plattenverkäufe seit jeher genießt, sind folgende: die ROCKAWAY BITCHES, eine reine Frauenband aus Rimini in Italien. THE HYMANS aus Schweden, benannt nach dem richtigen, dem bürgerlichen Namen Joey Ramones (Jeff Hyman). GAB.BA aus Buenos Aires, Argentinien, wo die RAMONES sogar Stadien füllten und wie Popstars Hunderte von Fans anzogen, die vor dem Hotel kampierten. Die OSAKA RAMONES, eine weibliche Ausgabe des Originals aus Japan, und die RAMONAS aus London. Aus der englischen Hauptstadt kommen zudem BANJOEY RAMONE – eine Band, die „Sheena“, „Judy“ und Co. im Irish-Folk-Stil spielen.

Ebenso zahlreich wie die Coverbands der RAMONES sind nicht zuletzt auch jene Bands, die sich rein stilistisch am Original orientieren. Damit sind selbstverständlich nicht jene zigtausend Punk- und Rock-Combos gemeint, die Joey, Johnny, Dee Dee und Tommy als Inspiration angeben – denn das tun sie ja fast alle. Gemeint sind Bands wie SCREECHING WEASEL aus den USA oder die HANSON BROTHERS aus Kanada, die schlichtweg RAMONES-Punk spielen und sich seit jeher offen auf die New Yorker Vorbilder beziehen. Die Damen von SHONEN KNIFE aus Japan nahmen ein Tribute-Album mit dem Titel „Osaka Ramones“ auf. SHOCK TREATMENT aus Castellón in Spanien – leider nicht mehr existent – benannten sich nach einem RAMONES-Song, ebenso wie ihre Namensvetter aus Madison in Illinois. Und vergessen darf man auch nicht die RAMAINZ. Das war eine Band in wechselnder Besetzung, die aus ehemaligen Original-RAMONES bestand und nach 1996 in den USA, vornehmlich in New York, mehrere Tribute-Konzerte spielte. Mit dabei waren CJ an der Gitarre, Marky am Schlagzeug und Dee Dee am Mikro. Und auch nicht vergessen sollte man die RICHIES aus Duisburg, Ende der Achtziger gegründet, optisch damals nah dran am Original und seit einiger Zeit wieder aktiv.