Mick Jones, THE CLASH

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Happy Birthday

Am 26. Juni wird Michael Geoffrey „Mick“ Jones 65 Jahre alt, der den meisten als Gitarrist von THE CLASH bekannt ist. Angefangen hat er 1975 zusammen mit Bassist Tony James – der kurze Zeit später mit Billy Idol die Formation GENERATION X gründete – und Paul Simonon bei den wenig erfolgreichen LONDON SS. Zu dieser Zeit war er noch stark von seinen Idolen MOTT THE HOOPLE beeinflusst („I saw MOTT THE HOOPLE years ago and I’ll never forget the frenzy in the room. People were going crazy. I knew then I wanted to be a rocker“ (Mick Jones, L.A. Times, 1979).

Bereits ein Jahr später gründete er mit Joe Strummer THE CLASH, die ihr erstes Konzert am 4. Juli 1976 als Support der SEX PISTOLS in Sheffield vor rund 50 Leuten bestritten. Am gleichen Abend spielten die RAMONES im britischen Camden vor 2.000 Zuschauern. Die SEX PISTOLS und THE CLASH hatten einen unterschiedlichen Ansatz. Während die SEX PISTOLS plakativen und destruktiven Nihilismus predigten, waren es THE CLASH, die der sozialen Apathie, Ignoranz und gesellschaftlichen Gleichgültigkeit überdrüssig waren. Die Bandmitglieder legten Wert darauf, ein anderes Bild von Punk zu prägen: „I was never one for sticking a pin in my nose“ (Mick Jones, Time, 1979).

Mick Jones wurde nicht müde darauf hinzuweisen, dass der zentrale Unterschied zwischen den SEX PISTOLS und ihnen der sei, dass THE CLASH optimistischer sind und explizit postulieren: es gibt eine Zukunft. „Where the Pistols tore down, THE CLASH built up“, betonte er in einem Interview. Deshalb waren die wichtigsten Richtlinien für das Debütalbum „The Clash“ (1977) kurz gehaltene und schnelle Songs sowie der Glaube, dass Ideale und Ideen in der Musik wichtiger sind als simple Effekthascherei. Die Songs griffen die drückenden sozialen Zustände und die Gleichgültigkeit der Gesellschaft auf. Im Song „White riot“, im März 1977 als erste Single veröffentlicht, wendet sich die Gruppe gegen die soziale Apathie: „All the power’s in the hands / Of people rich enough to buy it / While we walked the streets / Too chicken to even try it“.

THE CLASH forderten explizit soziale Verantwortung ein: „Hate or war, the only things there are today / And if you close your eyes, they will not go away“, aus dem Song „Hate or war“. Der Song „I’m so bored with the USA“, von Mick Jones in groben Zügen bereits kurz nach dem Ende von LONDON SS geschrieben und die erste gemeinsame Autorenschaft von Joe Strummer und Mick Jones, richtete sich gegen die zunehmende Amerikanisierung von Kontinentaleuropa und Großbritannien. Jones war in vielerlei Hinsicht wenig Freund der USA: „I got depressed at the thougt of 50 million people worshipping Ted Nugent“ (Mick Jones, Downbeat, 1982). Ein Land, in dem Ted Nugent grenzenlose Erfolge feiern konnte, hatte ganz offensichtliche Probleme.
Das zweite Album „Give ’Em Enough Rope“ erschien im November 1978, ein Jahr später gefolgt vom wohl bekanntesten Album von THE CLASH, „London Calling“. „This is London calling“, mit diesem Satz begannen die Sendungen des BBC World Radio Service während des Zweiten Weltkriegs. Joe Strummer und Mick Jones schrieben die Songs in der Wohnung der Großmutter von Jones: „Nachdem er erst einmal gelernt hatte, auf der Schreibmaschine zu tippen, flossen die Texte aus Joe nur so heraus“, so Jones. Das Doppelalbum offerierte eine weit über Punk hinausgehende unerwartete stilistische Vielfalt zwischen Punk, Reggae, Dub, Jazz, Rockabilly und anderen Einflüssen.

Es verwundert auch nicht, dass sich die Band thematisch breit aufstellte, vom spanischen Bürgerkrieg, in „Spanish bombs“, dem Schicksal des amerikanischen Schauspielers Montgomery Clift („The right profile“) bis hin zu altchinesischer Liebeskunst („Lover’s Rock“). Während „Hateful“ die Drogensucht aus der Sicht eines Abhängigen schildert, waren es auch ganz persönliche Rückschläge, die verarbeitet wurden, wie etwa in „Lost in the supermarket“. Der Song basiert auf der Lebenssituation von Mick Jones, der in einer Sozialwohnung mit seiner Großmutter lebte. Für Mick Jones waren THE CLASH immer eine demokratische Band mit nicht nur einem Frontmann: „THE CLASH were the only band with three front men.“ Dennoch wuchsen die Spannungen zwischen Mick Jones und Joe Strummer und im September 1983 wurde er von Strummer aus der Band „geworfen“: „The thing with Mick – and I have said this to his face on numerous occasions – was that he was really with us in the beginning. He really did a lot. But he became different. He didn’t want to go in the studio or go on tour. He just wanted to go on holiday. He just wasn’t with us anymore“ (Joe Strummer, L.A. Times, 1988).

Mick Jones spielte sein letztes Konzert mit THE CLASH auf dem von Apple-Mitbegründer Steve Wozniak organisierten US-Festival im Mai 1983. Anschließend gründete Jones mit Don Letts, der bereits Manager von THE SLITS war und Videos für THE CLASH gedreht hatte, BIG AUDIO DYNAMITE. Mick Jones war als Musikproduzent tätig, unter anderem für die deutlich von THE CLASH und THE KINGS beeinflussten THE LIBERTINES um Pete Doherty sowie die BABYSHAMBLES und die UK-Streetpunk-Band FOREIGN LEGION. Mick Jones, der seit 1976 beeinflusst durch Chrissie Hynde (THE PRETENDERS) Vegetarier ist, erkrankte 1989 an einer Lungenentzündung, die er nur knapp überlebte. 2009 spielte er vor ein paar Dutzend Besuchern in der Rock and Roll Library in London seine drei persönlichen Lieblingssongs von THE CLASH: „Train in vain“, „Should I stay or should I go“ und „Stay free“, ohnehin der Song, den er live am liebsten spielte und der durch eine Begebenheit mit seinem Schulfreund Robin Crocker inspiriert war. In den letzten Jahren trat er wenig in der Öffentlichkeit auf, war aber mit seinem Projekt CARBON/SILICON, erneut mit Tony James, noch bis 2013 aktiv. Die letzte Veröffentlichung liegt indes zehn Jahre zurück.

2015 listete das Rolling Stone Magazine Mick Jones gemeinsam mit Joe Strummer auf Rang 57 der 100 besten Songwriter aller Zeiten. Zuletzt hatte man Mick Jones im Frühjahr 2019 im Zuge der Veröffentlichung des THE FLAMING LIPS-Albums „King’s Mouth: Music And Songs“ wahrgenommen. In den meisten Songs hört man Mick Jones als eine Art Erzähler mit „Sprechgesang“. Einen der treffsichersten Kommentare über THE CLASH lieferte Mick Jones 2011 in einem Interview mit dem GQ Magazine: „We were trying to create something better for everybody. I guess there’s two lots of punks. There’s the destroy punks and the creative punks.“