Kaum war im Dezember 1981 der erste „Soundtracks zum Untergang“-Sampler erschienen, der bald nach seiner Veröffentlichung die Zensur auf den Plan rief, legte Aggressive Rockproduktionen im März 1982 schon den zweiten Teil nach. Auch dieser Sampler sollte zum Klassiker werden!
Der Untertitel „neuer deutscher Punk-Untergrund“ traf den Nagel auf den Kopf. Einige der hier vertretenen Bands gaben hier ihr Vinyldebüt, nämlich CANALTERROR, NOTDURFT, SLUTS und NEUROTIC ARSEHOLES, die hier mit „Kalte Steine“ schon eine ihrer Hymnen ablieferten. Alle vier veröffentlichten im Zeitraum 1982/83 auch ihre ersten LPs auf AGR. Außerdem dabei waren BLITZKRIEG, die mit „Frisch aus England“ den London-Tourismus vieler Punks kritisierten, MARIONETZ und NORMAHL die zu dieser Zeit schon ihre ersten LPs draußen hatten, tja, und dann BÖHSE ONKELZ. Zu dieser Zeit war nicht abzusehen, was aus ihnen noch werden sollte. Beide Songs sind textlich unauffällig – Anti-Hippie-Texte waren bei Punkbands damals nicht unbedingt selten, man vergleiche zum Beispiel „Müslibrei“ von NORMAHL auf dem „Ultra Hardcore Power“-Sampler von 1983. Ich kann mich allerdings noch gut daran erinnern, wie ich 1984 im Plattenladen irritiert die erste LP der Onkelz in den Händen hielt und diese nach kurzem Reinhören angeekelt zurückgehen ließ ... Bei den Neuauflagen 1992 entfernte Karl Walterbach, der Betreiber von Aggressive Rockproduktionen, äußerlich jeden Hinweis auf die Band. Auf dem Cover fiel der Bandname weg und auf dem Textblatt fehlen Bandkontakt und Lyrics, die Songs waren aber weiterhin auf der Platte zu hören. Erst auf dem Rerelease der beiden „Soundtracks“-Sampler im Jahr 1999 waren die Frankfurter dann nicht mehr vertreten. Allerdings sorgten seinerzeit andere Bands für Aufregung. Der Song „Amis“ von NOTDURFT ließ szeneintern den Verdacht aufkommen, dass auch der zweite „Soundtracks“-Teil der Zensur zum Opfer fallen würde, jedoch blieb es bei dem Gerücht.
Das Frontcover – düster und apokalyptisch – zeigt eine Zombie-Punkband vor einer zerstörten Stadtkulisse nach dem Atomkrieg, besser ließ sich das Endzeitgefühl der Achtziger Jahre im Kalten Krieg nicht einfangen. Auch die Texte einiger Bands wirken im Vergleich zum ersten Sampler düsterer, etwa „Tot geboren“ von CANALTERROR, „Depressionen“ von NORMAHL, das schon erwähnte „Kalte Steine“ der NEUROTIC ARSEHOLES und selbst „Ich bin ein T-Shirt“ von MARIONETZ. Laut Textblatt suchte Aggressive Rockproduktionen noch Bands für einen deutsch-amerikanischen Sampler, was schon die Richtung andeutete, in die sich das Label in den nächsten Jahren entwickeln sollte.