Anfang der Achtziger Jahre gründete sich in der Nähe von Kiel eine derbe Hardcore-Punk-Band mit dem Namen SCAPEGOATS, die relativ schnell mit „Pogo lebt!“ und „Last Attack“ zwei Tapes aufnahm, die zwischen 1983 und 1985 in der Szene viel Anklang fanden. Neben der Band brachten Sänger Henning Prochnow und Drummer Kalle Stietzel noch das Anti-System-Fanzine heraus, worüber die SCAPEGOATS schnell bekannt wurden. Im November 1985 wurden im Masterplan-Studio in Hildesheim fünf Songs für die „Kopflos E.P.“ aufgenommen, die Anfang 1986 auf Dissonance Records aus Oberhausen erschien. Die ersten 800 Exemplare auf schwarzem Vinyl waren recht schnell vergriffen.
1987 wurde dann eine zweite Auflage auf rotem Vinyl in Auftrag gegeben, die zwar ausgeliefert wurde, allerdings ohne Cover. Zu diesem Zeitpunkt geriet der Labelbetreiber in schwerwiegende Probleme, die letztendlich dazu führten, dass er sein Label nicht weiterführen konnte. Nicht nur die SCAPEGOATS-7“ blieb infolgedessen liegen, sondern auch die Veröffentlichungen von sieben weiteren Bands. Insgesamt lagerten gut 4.500 Platten knapp dreißig Jahre lang unberührt in einem Schuppen in Oberhausen, bis ich im Sommer 2016 auf den ehemaligen Labelmacher und seinen alten Vinylbestand stieß. Es war nicht einfach, aber es gelang mir in den letzten Monaten, ehemalige Mitglieder von allen Bands zu kontaktieren, um ihnen ihre alten Platten für kleines Geld zukommen zu lassen, unter anderem auch dem ehemaligen SCAPEGOATS-Sänger Henning.
Da lagen nun knapp 850 SCAPEGOATS-Singles in rotem Vinyl, allesamt ohne Cover. Leider war ein Großteil davon durch falsche Lagerung nicht mehr abspielbar, dennoch blieben knapp 150 Exemplare übrig, die seither wieder auf neue Hörer warten. Bei der Frage, was für ein Coverartwork diese dreißig Jahre alte Nachpressung erhalten sollte, entschied sich Henning dagegen, das Originalcover erneut zu verwenden. Dass Henning beruflich im Grafikbereich tätig ist, erleichterte den Layoutprozess wesentlich und letztendlich kam er auf die grandiose Idee, die Cover von ihren Lieblings-Punk-Platten aus den Achtziger Jahren zu nehmen und jeweils den originalen Bandschriftzug gegen den Bandnamen SCAPEGOATS auszutauschen, als auch den Titel „Kopflos“ einzusetzen. Neben dem regulären Cover hat Henning an die dreißig verschiedene Cover-Versionen in einer Auflage von jeweils zwei bis fünf Stück gedruckt. Das Resultat ist absolut umwerfend und man kann sich kaum entscheiden, welches Cover man bestellen soll. Die Varianten kann man sich auf der Facebook-Seite der Band anschauen. Wer Interesse hat, wendet sich an Henning unter kopflos@h3pro.de