Es ist schwer zu sagen, auf wie vielen Platten Achim Lauber mit seiner markanten Art Schlagzeug zu spielen zu hören ist, denn er ist in den vergangenen drei Jahrzehnten in unzähligen Bands aktiv gewesen. Tatsache ist jedoch, dass jeder, der sich für deutschsprachigen Punkrock interessiert, den einen oder anderen Klassiker einer seiner Bands in seiner Sammlung stehen haben dürfte. Das Kölner Urgestein besticht immer wieder durch seinen ebenso schnörkellosen wie treibenden Drumstil und wir freuen uns, dass Achim uns für diese Ausgabe als Drummerboy Rede und Antwort steht.
Achim, kommst du aus einem musikalischen Haushalt und hast eine musikalische Früherziehung genossen?
Ich habe das Glück, aus einer Familie zu kommen, in der ständig Musik lief. Zeitschriften wie Spiegel und Stern lagen für uns Kinder frei zugänglich herum und meine Eltern hatten eine große Platten- und Büchersammlung. Mein Vater war ein großer Jazzfan, und zwischen Duke Ellington, Louis Armstrong oder John Coltrane, mit denen ich als Kind nichts anfangen konnte, standen auch Alben von den BEATLES, Harry Belafonte und Johnny Cash, die ich damals rauf und runter gehört habe und immer noch liebe. Mein Bruder und ich durften jederzeit an Vaters Plattenspieler, was ich bis heute als großes Glück empfinde. Ich hatte zudem eine Grundschullehrerin, die uns mittels ihrer zentral im Klassenzimmer stehenden Hammondorgel Volkslieder aus aller Herren Länder beigebracht hat. Lustigerweise mache ich das heute bei meiner Arbeit mit Kindern ähnlich, allerdings mit der Gitarre. Das Interesse an Musik war also früh vorhanden und ich konnte es nach eigenen Wünschen ausleben.
Wann bist du das erste Mal mit einem Schlagzeug in Berührung gekommen?
Fünf Jahre Flötenunterricht haben mir viel Freude und Grundkenntnisse in Instrumentenbeherrschung und Harmonie gebracht. Mit 13 fand ich die Flöte dann ziemlich uncool und wollte eigentlich zur Klarinette wechseln. Dann ging allerdings meine Familie auseinander und in den nächsten Jahren hatte ich relativ viel Hausarrest, in dem ich in Ermangelung eines anderen Instruments begonnen habe, mit Stiften zu den Songs von BEATLES, EXTRABREIT und AC/DC auf Mäppchen und dem Schreibtisch herumzutrommeln. Mit einem richtigen Schlagzeug bin ich erst so mit 18 oder 19 in Berührung gekommen.
Wie und wann hast du Punk für dich entdeckt?
Irgendwann, nach einer längeren Odyssee mit Jugendamtsärger und Polizei, war ich wieder zurück in Köln-Porz und liebte einfache Musik, frei nach John Lennon „I always liked simple rock“. Die Deutschpunk-Bands, die der ältere Bruder von einem Freund aus unserem Hochhaus uns vorgespielt hatte, fand ich furchtbar. Ich stand auf harten Sixties-Beat von den KINGS, SMALL FACES oder PRETTY THINGS. Dieser ältere Bruder brachte aus England auch eine Platte von den RAMONES mit, die mich wirklich umgehauen hat. Jahrelang hatte ich keine Ahnung, dass das auch Punk sein sollte. Die anderen älteren Brüder hatten Kenwood-Boxen auf halben Tennisbällen stehen, um den Sound von DIRE STRAITS und TOTO besser genießen zu können. Um so einen Scheiß ging es mir nie. Punk, das waren für mich EXPLOITED und DAILY TERROR. Die fand ich damals furchtbar, aber ich liebte die RAMONES, die den geliebten Beat noch mal reduzierten und eine irre eigenständige Geschichte daraus machten.
Wie kam es, dass du plötzlich den Wunsch verspürtest, Schlagzeug zu spielen?
Irgendwann fand ich raus, dass ein paar ältere Leute aus meiner Schule regelmäßig im Keller von einer Mitschülerin abhingen, die ein schickes Schlagzeug dort stehen hatte. Sie nahm auch Unterricht, aber es war schnell klar, dass das ein Missverständnis war. Ich begann, dort auch bei den Proben rumzuhängen. Die anderen konnten schon Gitarre spielen, das zu lernen hatte ich während dieser Familienkacke versäumt, aber ich hatte ja lange mit den Stiften getrommelt und wartete auf die Gelegenheit, mich mal hinter dieses schöne weiße Tama-Kit zu setzen. Als das dann irgendwann passierte, fühlte ich mich sehr wohl und wollte auf jeden Fall Schlagzeuger werden. Es ergab sich bald die Gelegenheit, mit einigen von den anderen regelmäßig im Keller eines Gemeindezentrums der örtlichen Kirche zu proben. Ich hatte mir für wenig Geld ein Schlagzeug gekauft, das ich einmal im heimischen Hochhaus aufgebaut und ausprobiert hatte. Die Nachbarn haben allerdings sofort die Polizei gerufen und es gab wieder Stress mit dem Jugendamt.
Wie kam es dazu, dass du als Linkshänder ein Rechtshänder-Set spielst?
Mit den Stiften hatte ich mir angewöhnt, Becken und Hi-Hat mit der linken Hand zu spielen, ohne Linkshänder zu sein, und das mache ich bis heute. Wirklich Unterricht hatte ich nie. Wir zogen dann, nachdem sich eine halbwegs feste Formation gefunden hatte, ins örtliche Jugendzentrum Glashütte in Porz um, wo wir glücklicherweise die Möglichkeit hatten, zweimal die Woche von vier bis zehn umsonst zu proben. Das haben wir jahrelang konsequent gemacht und haben in der Zeit wirklich viel gelernt. Claus und Hasan waren mit dabei, daraus wurde später KNOCHENFABRIK. Mit Punk hatte ich nicht viel am Hut, aber es war klar, dass guter Rock immer auf einer flotten Strophe im 4/4-Takt mit Achteln auf dem geschlossenen Hi-Hat zu einer präzisen, gedämpften Rhythmusgitarre basiert, die beide im Refrain größtmöglich lärmend aufgehen. Kurze Zeit später bekam ich die erste Platte von SNUFF und war begeistert. Die machten genau das, flott, präzise, simpel und ein Arsch voll Herz und Melodie. Dann noch BAD RELIGION, LEATHERFACE, die RICHIES aus Duisburg und die LEMONHEADS. Es gab zu der Zeit so viele Bands, die ich live gesehen habe, die offenbar ähnliche Vorstellungen hatten und schon einen Schritt weiter waren. Es ging mir nie darum, der beste Musiker zu sein, ich wollte immer in einer Band sein, die was kann, und ich habe das Glück, langjährige Mitstreiter gefunden zu haben, die das ähnlich sehen.
Hast du in den Anfangstagen viel für dich allein geübt oder nur mit der Band zusammen gespielt?
Viel alleine getrommelt habe ich eigentlich nie. Das fand ich immer langweilig und da sehe ich auch einen Nachteil gegenüber den Melodieinstrumenten. Damit mir das Trommeln Spaß macht, brauche ich noch mindestens eine Gitarre dazu, und Spaß an der Sache ist für mich Grundvoraussetzung. Ich habe immer viel Zeit und Mühe in die Bands gesteckt, und in den seltensten Fällen verdienen wir wirklich Geld damit. Wenn es mir also keinen Spaß machen würde, würde ich es nicht tun. Seit ich also 18 oder 19 gewesen bin, spiele ich in Bands. Das sind jetzt über dreißig Jahre und gehört fest zu meinem Selbstverständnis. Es war mir immer wichtig, viel zu proben, mindestens einmal die Woche, und diese Zeit auch intensiv zu nutzen. Ich habe bis heute wenig Verständnis für Bands, die ewig die gleichen drei Songs vor sich hindaddeln oder ihre Proben ausschließlich zum Saufen nutzen. Nichts gegen saufen, im Gegenteil, aber bitte mit Ergebnis. Zudem habe ich mir angewöhnt, mir als Einschlafhilfe vorzustellen, wie ich was zu einem bestimmten Song spielen würde, und das bringt tatsächlich erstaunlich viel. Das, was ich spiele, ist keine Kunst und ich käme auch nie auf die Idee, mich als Musiker zu bezeichnen. Aus den limitierten Mitteln, die ich aufgrund fehlender technischer Basics habe, habe ich mit den Jahren bewusst einen sehr reduzierten und unbedingt songdienlichen Stil entwickelt, den ich mittlerweile gut beherrsche. In der Populärmusik ist das Schlagzeug ein Begleitinstrument, und es geht mir unendlich auf die Nerven, wenn ein Schlagzeuger das nicht verstanden hat und meint, sich in den Vordergrund spielen zu müssen. Hat ein paar Jahre gedauert, das zu kapieren und zu akzeptieren, dass Ruhm und Aufmerksamkeit eher Sängern und Gitarristen zufallen. Einmal, mit Anfang zwanzig, habe ich dann doch mal ein paar Stunden Unterricht genommen. Der Lehrer war ein Blödmann aus einer langweiligen Muckercombo, der mir nahelegte, noch mal bei Null anzufangen, weil alles, was ich mir bis dahin beigebracht hatte, falsch sei. Also habe ich es dann schnell wieder sein lassen. Den Notenordner habe ich allerdings noch, da sind viele Grundübungen mit einfachen Paradiddles und so drin, die mir über die Jahre viel geholfen haben. Du musst diesen einfachen schnörkellosen 4/4-Beat auf Bassdrum, Hi-Hat und Snare immer, immer und immer wieder üben, üben, üben. Erst wenn du den wirklich sicher kannst, darfst du vielleicht mal ein ganz kleines Break spielen. Der Groove entsteht aus der stumpfen und hypnotischen Wiederholung und kaum einer hat das so verinnerlicht wie der oft belächelte Phil Rudd auf den frühen AC/DC-Platten.
Wann hast du das erste Mal live auf einer Bühne gespielt?
Unser erster Auftritt war beim Sommerfest des Jugendzentrums Glashütte in Köln-Porz, bei dem sich alle Bands, die dort probten, auf der Bühne präsentieren durften. Neben uns und vielen anderen waren das übrigens auch die Metalband WOLFEN, die seit Jahrzehnten gut im Geschäft sind und zahlreiche Alben herausgebracht haben. Die coverten JUDAS PRIEST und wir die TEENS und Thommi Ohrner. Wir hießen zu der Zeit DAS ERBE DER GULDENBURGS, nach der bekannten Fernsehserie, und haben uns aus lauter Nervosität vorher ziemlich betrunken, zumindest Claus und ich. Er erzählte dann einen pointenlosen Witz über einen homosexuellen Wellensittich und nichts hat geklappt. Wir haben Songs viermal neu angefangen, das ganze Schlagzeug war nass von den Bieren, die ich auf die Standtom gestellt hatte und die dauernd umfielen, worüber die nach uns auftretende Bluesband richtig angepisst war. Das Publikum verließ in Scharen den Saal und unsere beiden Mitstreiter verließen noch auf der Bühne die Band. Genial. Legendär. Wir waren die Größten.
Gab es in deinen Anfangstagen irgendwelche Drummer, denen du nacheifern wolltest?
Als ich anfing, mich ernsthaft für Musik zu interessieren, waren Stewart Copeland von POLICE und Mark Brzezicki von BIG COUNTRY die allgemein anerkannten Schlagzeuggötter. Beides absolute Ausnahmekünstler aus Bands, die ich mochte. Ich konnte mich jedoch da schon nicht des Eindrucks erwehren, dass das teilweise arg viel war, was sie in die Songs hineinpackten. Mein Spiel war und ist ziemlich limitiert, insofern wäre es vermessen, zu behaupten, von einem wirklichen Chefmusiker beeinflusst zu sein. Gleichwohl gibt es natürlich Schlagzeuger, die ich immer sehr gerne höre, zum Beispiel Ringo von den BEATLES, der die Rolle des Schlagzeugs in der Popmusik neu definiert hat. Mir geht das Herz auf, wenn ich die Hi-Hat am Anfang von „While my guitar gently weeps“ höre oder den schleppenden Beat von „Ticket to ride“. Auch so jemand, der zu Unrecht von vielleicht versierteren Drummern, aber erfolgloseren Musikern belächelt wurde. Wen ich noch sehr gerne höre, ist der kürzlich verstorbene Jaki Liebezeit, dessen Theorie von Groove durch Monotonie und hypnotisches Wiederholen mir total einleuchtet. Die meisten kennen ihn durch seine Tätigkeit bei den avantgardistischen Krautrockern CAN, die ich auch sehr mag. Jaki Liebezeit gehörte aber auch zur ersten Besetzung der hier in Köln weltberühmten ZELTINGER BAND. Eine absolute Ausnahmeband in Hinblick auf Präzision, Reduktion, spielerisches Können und den unbedingten Willen zum Rock’n’Roll, die meiner Meinung nach in Deutschland bis heute unerreicht ist. In eine ähnliche Kerbe haut Rolf Möller von EXTRABREIT, speziell auf der „Welch ein Land! Was für Männer!“-LP oder Kenny Aronoff, langjähriger Drummer für John Mellencamp und Belinda Carlisle, der immer uneitel, reduziert, klar und songdienlich spielt.
Mit welcher Band warst du als Erstes im Studio und wie war diese Erfahrung für dich?
Neben Homerecording im Proberaum war unser erster Studioaufenthalt im Januar 1997 im Westparkstudio in Aachen, das war die „Ameisenstaat“-LP mit KNOCHENFABRIK, erschienen auf Vitaminepillen. Wir kamen gerade von einer zweiwöchigen Tour, hatten das Set jeden Abend gespielt und waren dementsprechend auf den Punkt da. Ich habe den Schlagzeugpart nachmittags eingeprügelt, innerhalb von zwei Stunden, ohne Klick, ohne Kopfhörer und viel zu schnell. Nach zwei Tagen war die Platte fertig.
Magst du die Arbeit im Studio und bist da immer akkurat vorbereitet?
Es ist grundsätzlich am besten, gut vorbereitet und eingespielt ins Studio zu gehen. Es hat sich bewährt, vorher wochenlang intensiv zu proben und in einer anderen Stadt aufzunehmen. Man ist ausschließlich auf das Album fokussiert und kann täglich 16 Stunden gemeinsam daran arbeiten und seine Bandkollegen supporten, wenn man mit seinem Part schon durch ist. Es muss mit einer Band im Studio idealerweise so sein wie mit einer Gang auf Klassenfahrt. Bei keinem der Alben, auf denen ich mitspiele, hat das reine Aufnehmen länger als drei Tage gedauert. Später noch ein paar Backgrounds, Handclaps, Tambourine oder so, aber es gibt bei Punkrock keinen Grund, das ewig in die Länge zu ziehen.
Gibt es bei den vielen Alben, die du aufgenommen hast, eines, an das du dich aus Sicht des Drummers besonders gern erinnerst?
Eigentlich haben mir alle Aufnahmesessions viel Spaß gemacht. Ich mag es sehr, in kurzer Zeit maximal effektiv, produktiv und trotzdem albern, kindisch und betrunken zu sein. Natürlich nicht beim Einspielen. Die Aufnahmen zur zweiten KNOCHENFABRIK Platte „Cooler Parkplatz“ waren merkwürdig. Es zeichnete sich schon langsam ab, dass es den Bach runtergeht und die Stimmung untereinander war nicht gut. Trotzdem waren die Songs wirklich geil und durch dauerndes Touren und Proben sehr gut gespielt. Da bin ich immer noch sehr stolz drauf. Sehr befreiend und schön war auch die Session zu „Chaosübersehgenie“ von SUPERNICHTS. Ich war relativ neu in der Band und konnte erstmals eigene Songs einbringen und singen. Wir waren im Audiolodge-Tonstudio von Sven Peks in Gaibach im Fränkischen, ein wunderschöner alter Bauernhof, damals noch sehr provisorisch alles. Ich war voll akzeptiertes Bandmitglied und konnte meine Lieder und Vorstellungen einbringen. Das kannte ich so noch nicht. Besonders waren auch die Aufnahmen zur ersten DETLEF-Platte in Berlin. SUPERNICHTS waren gerade erst Geschichte, wir wussten noch nicht genau, wo die Reise hingeht, aber als wir anfingen aufzunehmen, machte sich bei mir so eine wohlige entspannte „Fuck you“-Einstellung breit und ich wusste, das wird gut.
Könntest du dir vorstellen, auch mit einem anderen Instrument oder als Sänger in einer Band aktiv zu sein?
Um die Jahrtausendwende habe ich eine Weile Gitarre in der Band SELFMADE MILLIONAIRES gespielt. Eigentlich bin ich da eher zufällig hineingerutscht und konnte auch nicht wirklich Gitarre spielen. Wenn man aber ein kleines bisschen Ahnung von einem Instrument hat, hilft einem das sehr, ein anderes zu lernen und so habe ich mich seitdem viel mit Gitarrespielen beschäftigt, was mir natürlich sehr beim Songschreiben hilft. Die entstehen meistens hier am Küchentisch. Ist auch vorteilhaft für den Job, denn ich arbeite in einer Kita und singe viel mit den Kindern. Bei SUPERNICHTS hat es sich eingebürgert, dass jeder seine Songs zumeist selbst singt, und so halten wir es bei DETLEF auch. So passt es meistens am besten, weil wir und unsere Lieder schon ziemlich unterschiedlich sind. Vor zehn Jahren gab es die Kölsche Schmuddelrockband HÖLLE UN ÄÄD, in der ich deshalb Sänger war, weil ich am besten Kölsch konnte. Das hat mega Spaß gemacht, mit absoluten Könnern an den Instrumenten, Chris und Caddy von CHEFDENKER und Glen von BLACK SHERIFF. So richtig wohl war mir als Frontmann nicht in meiner Haut, ich habe aber versucht, das zu überspielen. Am liebsten sitze ich hinter der Batterie.
Wer sind deine ewigen drei Lieblingsdrummer?
Lieblingsdrummer habe ich, immer aus unterschiedlichen Gründen, sehr viele. Neben den erwähnten Ringo Starr, Jaki Liebezeit und Rolf Möller noch Duncan Redmonds von SNUFF und mittlerweile auch TOY DOLLS, den ich sehr liebe, weil er so unglaublich entschlossen nach vorne spielt und die Bassdrum ganz eigenwillig betont. Bill Stevenson von ALL/DESCENDENTS ist ein unglaublicher Drummer. Die ganze Band ist allerdings derartig versiert, dass ich speziell bei ALL schnell zu viel kriege, weil ich überhaupt nicht raffe, was die da machen.
Hattest du irgendwann einmal den Plan, von der Musik leben zu können?
Von Musik leben zu wollen, war nie eine Option, dazu ist zum einen die Art Musik, die wir spielen, nicht radio- und massenkompatibel genug und zum anderen sind wir an den Instrumenten auch einfach nicht gut genug, um für Studiojobs für erfolgsversprechendere Formate einzuspringen. Nicht finanziell von der Musik abhängig zu sein, eröffnet uns zudem die Möglichkeit, ausschließlich das machen zu können, was wir wollen. Eigentlich eine Grundvoraussetzung für Punkrock, wie ich ihn verstehe. Gleichwohl kenne ich natürlich einige Leute, die von der Musik leben und sich besser oder schlechter über Wasser halten und teilweise Dinge tun müssen, auf die ich keinen Bock hätte. Natürlich habe ich mit zwanzig auch davon geträumt, Rockstar zu werden, nur wäre ich dann bei meinem unbedingten Hang zum Leichtsinn wohl nicht mehr hier. Meine Tochter hält mich für einen Rockstar, das reicht. Außerdem arbeite ich gerne in meinem Beruf. Das eine ist jeweils ein schöner Ausgleich für das andere und wenn ich Musik machen müsste, um die Miete zu zahlen und die Kartoffeln auf den Tisch zu stellen, wäre das auch nur ein Job wie jeder andere. In den letzten zehn Jahren hat der Punkrock meine Urlaube finanziert und das ist mehr, als ich je zu hoffen gewagt hätte.