ACEH, INDONESIEN

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Punk Crime

Schon in den Achtziger Jahren hat es Punk auch in die Provinz Aceh in Indonesien geschafft. Besonders nach dem Sturz von Diktator Suharto 1998 hat sich Punk in Indonesien zu einer breiteren Jugendbewegung entwickelt. Doch von Beginn an hatten Punks mit starkem Gegenwind zu kämpfen – speziell in der Provinz Aceh, in der seit 2001 das muslimische Scharia-Gesetz herrscht.

Aceh ist die einzige Provinz in Indonesien, die unter der Scharia lebt. Das hat sich für junge Punks in der Region sehr schnell zu einem Problem entwickelt. Denn inoffiziell gilt Punkrock dort als Verbrechen. Am liebsten würden die Autoritäten in Aceh den „Punk Rock Lifestyle“ sogar komplett gesetzlich verbieten. Die damalige stellvertretende Bürgermeisterin der Provinzhauptstadt Banda Aceh, Illiza Sa’aduddin Djamal, war der Meinung, Punks seien „out of sync“ mit dem Islam. Punkrock wurde als gesellschaftliche Krankheit betrachtet, die bekämpft werden muss.

Nachdem Punks immer wieder ins Visier der Behörden gerieten und sie monatelange Schikanen der Polizei erleiden mussten, erreichte ihre Verfolgung in Aceh am 11. Dezember 2011 ihren Höhepunkt. Während eines Benefiz-Konzerts wurden 65 Punks inhaftiert. Der Vorwurf: Verstöße gegen das Scharia-Gesetz und Störung des öffentlichen Friedens. Dabei blieb es aber nicht. Die sechzig Männer und fünf Frauen mussten anschließend an sogenannten polizeilichen Umerziehungsmaßnahmen teilnehmen, um wieder auf den rechten muslimischen Weg zurückzukehren. Dabei wurden den Punks ihre Irokesen und langen Haare abrasiert, Piercings entfernt und die Kleidung abgenommen. Es war einer von vielen Versuchen, strengere moralische Werte in der Region durchzusetzen.

Kurz nach Bekanntwerden der Verhaftungen meldeten sich bereits Aktivist:innen zu Wort. Ihrer Ansicht nach war die Art, wie die jungen Menschen behandelt wurden, demütigend und zudem seien solche Umerziehungsversuche ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Gegen diese Vorwürfe wehrten sich die Behörden allerdings. Auch die Band PROPAGANDHI äußerte sich damals zu dem Vorfall. Auf ihrer Website verfasste die Band ein Statement, in dem es unter anderem hieß:
„[...] I’d like to say to all the Punks who’ve been victimized by authorities in Indonesia that we, the members of Propagandhi, are supporting you and admire that you have expressed yourselves even at your own expense. You are definitely people to look up to and honor.“

Auch knapp zehn Jahre später hat sich in der Provinz Aceh nicht viel verändert. In Aceh gilt immer noch die Scharia und Punk-Konzerte oder -Festivals werden weiterhin von der Polizei abgebrochen oder durch radikale Muslime gestört.