35 Jahre später: ZERO BOYS - Vicious Circle (LP, Nimrod, 1982)

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Wenn man bei einem Album versucht ist, andere Klassiker zur Charakterisierung heranzuziehen, obwohl es sich mit zahlreichen dieser Klassiker des Punk-Kanons auf Augenhöhe befindet, jene sich aber nie mit Vergleichen herumschlagen müssen, und dann auch nicht wenige von diesen noch locker auf die Ränge hinter sich verweisen kann, dann ahnt man, dass es die Musikgeschichte mit der Band nicht sonderlich gut gemeint hat. Also, ZERO BOYS, was lief schief? Denn ihr melodischer Hardcore, der sich besonders aufgrund der sehr feinen Rhythmussektion, die ihren Drive oft eher über Spielweisen des 77er-Punk als über Geschwindigkeit und Härte entfaltet, dabei aber trotzdem klar im frühen Hardcore eingeordnet werden muss und eine äußerst rockige Seite bewahrt, ist herausragend. Die Songs ihres Debütalbums „Vicious Circle“ sind schlicht zeitlos, nicht wenige von ihnen perfekt, die Produktion ist gut und die Lyrics sind clever. Aber als Band aus dem relativ isolierteren Indianapolis waren die Möglichkeiten von Beginn an begrenzter als für Gruppen aus den Metropolen.

Nach der 7“ „Livin’ In The 80’s“ zwei Jahre zuvor, die noch deutlich punkiger ausfiel, veröffentlichte man 1982 das Album in einer Auflage von 2.000 Stück beim lokalen Label Nimrod Records, welches bald seine Aktivitäten einstellte. Viele Shows im ganzen Land und im nahen Kanada verliefen für die Band, trotz des Monsteralbums, enttäuschend und man endete mit restlos aufgebrauchten Geldreserven. Das Nachfolgealbum wurde nicht mehr fertiggestellt und die schon vorhandenen Aufnahmen später nur als Kassette in geringer Auflage veröffentlicht, die Band verschwand von der Bildfläche. Doch das zunächst wenig beachtete Meisterwerk fand über die Jahre immer wieder neue Hörer und wurde regelmäßig neu aufgelegt (zuletzt 2014 via Secretly Canadian), zudem auch endlich das zweite Album, welches ebenso viel Aufmerksamkeit verdient.

In den Neunzigern fanden die ZERO BOYS wieder zusammen, die Alben, „Make It Stop“ (1991) und „The Heimlich Maneuver“ (1993), können aber getrost ignoriert werden, erst mit „Monkey“ (2014) fand man zu alter Stärke zurück, nun aber wieder den Punkrock der ersten EP spielend. Doch die Band stellte über die Jahre erstaunt fest, dass immer mehr Leute ihren Klassiker kannten und ihre Shows besuchten, während sie früher abseits des Mittleren Westens der USA oft nur vor einer Handvoll Leute spielten. Der damalige ausbleibende Erfolg resultierte in einem nur geringen Einfluss auf die Geschichte des Hardcore, kaum eine Band benennt sie als wichtige Inspiration. „Vicious Circle“ hätte es aber auch heute noch verdient, innerhalb des Punk-Kanons prominenter aufgestellt zu sein.