35 Jahre später: THE GUN CLUB - Fire Of Love (LP, Ruby, 1981)

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Das THE GUN CLUB-Debütalbum „Fire Of Love“, erschienen auf Ruby Records, einem Sublabel von Slash, verbindet auf fast einmalige Art und Weise Punk, Delta Blues und Country miteinander. Mit „Preaching the blues“ findet sich darauf auch eine Coverversion der Mississippi-Blues-Ikone Robert Leroy Johnson, der insbesondere mit seinem Werk aus der Zeit von 1936/37 Generationen von Bluesmusikern bis hin zu Keith Richards den Weg bereitet hat und als Einfluss und Idol galt.

Jeffrey Lee Pierce schrieb hier Songs, die mitunter plakativ seine innere Zerrissenheit widerspiegelten: aufgewühlt, konsequent, getrieben und ausgebrannt, immer im Grenzbereich. Der Hoffnungsschimmer kam oft erst ganz am Ende des Tunnels. Chris D. von THE FLESH EATERS produzierte fünf Songs des Albums, um die restlichen kümmerte sich Humberto „Tito“ Larriva, der später mit seiner Band TITO & TARANTULA zu respektablem Erfolg gelangen sollte. Zur Gründungsformation von THE GUN CLUB gehörte auch Kid Congo Powers, der allerdings noch vor den ersten Aufnahmen zu THE CRAMPS wechselte. Später sollte er wieder zu Band stoßen. Auf dem Album findet sich auch der Song „Sex beat“, der bei dem damaligen Spex-Redakteur und GUN CLUB-Fan Diedrich Diederichsen so nachhaltigen Eindruck hinterließ, dass er sein 1985 erschienenes Buch „Sexbeat“ benannte. Es handelt von den Hippies der frühen Siebziger Jahre, vom postmodernen Aufwachsen, von einer Generation, die sich scheinbar endgültig vom Fortschritt verabschiedet hat. Auch Jeffrey Lee Pierce, bekennender Fan von Deborah Harry von BLONDIE, der sich ebenfalls die Haare blondierte, hatte so seine Berührungsprobleme mit der zurückliegenden Hippiekultur.

Jeffrey Lee Pierce war ein unsteter und getriebener Charakter. Er konnte und wollte nicht länger nur in Kalifornien bleiben, reiste nach New York, Miami, New Orleans und Jamaica. Jazz, die Voodoo-Kultur und immer wieder den Blues saugte er in sich auf. Sein Faible für Voodoo spiegelt sich auch auf dem Albumcover von „Fire Of Love“ wider. Der Song „Cold drink of water“ ist eine weitere Delta-Blues-Coverversion, eine Verbeugung vor dem Musiker Tommy Johnson. Die Faszination lag hier für Jeffrey Lee Pierce sicherlich auch in der von Johnson selbst in die Welt gesetzten Legende, dass er dem Teufel seine Seele verkauft habe. Es brauchte schon etwas Mut, sich an diese beiden Blues-Songs heranzuwagen, die in der Mythologie des Delta Blues fast als sakrosankt gelten.

Jack White von THE WHITE STRIPES (die live häufiger GUN CLUB-Stücke zum Besten gaben) hat in Hinblick auf Stücke wie „Sex beat“, „She’s like Heroin to me“ und „For the love of Ivy“ vom GUN CLUB-Debüt mal die Frage gestellt, weshalb deren Songs nicht Teil des Schulunterrichts sind. Eine sehr gute Frage.