Am 15. April 1983 erschien mit „Alle gegen Alle“ das dritte Album von SLIME auf Aggressive Rockproduktionen. Die Aufnahmen fanden im Dezember 1982 im Musiclab Studio in Berlin statt, da die Band und Labelchef Karl-Ulrich Walterbach mit der Produktion der beiden Vorgängeralben nicht zufrieden waren. Textlich düsterer und musikalisch härter spielte die Band nicht nur ihre beste Platte ein, sondern auch gleichzeitig einen der Klassiker der deutschen Punk-Geschichte.
Der Titel „Alle gegen Alle“, angelehnt an das gleichnamige Lied von DAF, war eine Reaktion auf die zunehmenden Auseinandersetzungen innerhalb der Hamburger Punk-Szene. Passend dazu zeigt das Coverartwork eine Mumie, die einer anderen von hinten in den Kopf schießt. Stephan Mahler, der Schlagzeuger, schrieb neben Michael „Elf“ Mayer einen Großteil der Songs, in denen sich SLIME mit der desolaten Lage der Punk-Szene auseinandersetze, unter anderem mit neonazistischen Abspaltungen, aber auch mit der dogmatischen Linken. So entstanden Songs wie „Alle gegen Alle“, „Ihr seid schön“ oder „Linke Spießer“. „Zu kalt“ und „Etikette tötet“ thematisieren – zeitlos – die Kälte der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Aber auch ein Song wie „Störtebecker“ findet sich auf dem Album, das auch drei Coversongs enthält. Diese sind „Nazis raus“ von BETONCOMBO aus Berlin als Reaktion auf Neonazitendenzen gerade auch in der Punk-Szene – nachzuhören in den Ansagen der Live-LP von 1984, sowie „Oh boy“, ein Rock’n’Roll-Klassiker von THE CRICKETS, und „Ich will nicht werden“ als Tribut an TON STEINE SCHERBEN, die einen großen Einfluss auf SLIME hatten.
Auch auf dem der LP beiliegenden Textblatt spricht die Band Klartext, und es wird deutlich, welchen Vorwürfen sich SLIME in dieser Zeit ausgesetzt sahen. Da ist zum einem die Anschuldigung einer faschistischen Gesinnung getreu dem Motto: Wer „Yankees raus“ singt, kann auch gleich „Türken raus“ singen. Andere bezichtigten sie, eine von Moskau gesteuerte Band zu sein, und immer wieder ist da der Vorwurf der Kommerzialisierung, der der Band schon seit der Veröffentlichung der ersten LP anhing. Diese Anfeindungen gehörten mit zu den Gründen, warum Stephan Mahler die Band im Sommer 1983 verließ. SLIME fanden mit Stephen Larsson von BUTTOCKS zwar schnell Ersatz, sie spielten aber nur noch mehrere Auftritte und das Live-Album „Live – Pankehallen 21.01.1984“ ein, bevor sie sich 1984 auflösten. „Alle gegen Alle“ wurde danach noch mehrfach aufgelegt. Die Rechte erhielten SLIME aber erst 2007 zurück. Das Album wurde digital remastert, bevor es am 07.12.2007 mit fünf Bonustracks auf dem bandeigenen Label noch einmal veröffentlicht wurde.