Alle Leute, die in den Neunziger Jahren Hardcore gehört haben, werden zum einen das Albumcover, zum anderen auch das T-Shirt-Motiv von „Brother Against Brother“ kennen. Heute würde man eine solche Corporate Identity jedem wünschen, denn der Erfolg, den die Band aus Kassel einfahren sollte, beginnt mit diesem ersten regulären Album, das nun vor einem Vierteljahrhundert erschienen ist. Gründungsmitglied Chris Luft erinnert sich:
„Meiner Meinung nach ist ‚Brother Against Brother‘ ein erwähnenswertes Album, da es sehr viele andere Bands im späteren Eurocore geprägt hat. Wir waren die richtige Band zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Gib der Masse, was sie braucht – und Anfang der Neunziger Jahre war das genau der metallische, brachiale Sound, den dieses Album repräsentiert. Das Albumcover hat Ernie Parada von TOKEN ENTRY für uns entworfen, was schon erwähnenswert genug ist. Einer der gefragtesten Coverzeichner aus Amerika – aus dessen Feder auch das Motiv vom letzten SICK OF IT ALL-Album ‚Wake The Sleeping Dragon!‘ stammt – macht ein Artwork für eine kleine Band aus Kassel. Dazu kommt, dass wir alle große TOKEN ENTRY-Fans sind und die Platte ja mit dem Coversong ‚The edge‘ von ihnen endet. Witzig ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Pfeifen am Ende dieses Songs von Heddy aus Bühne stammt. Wir haben das Album zusammen mit Andy Classen dort aufgenommen, und da keiner von uns richtig auf den Fingern pfeifen konnte, hat das einer von den Dorfjungs übernommen. Was die Geschichte mit dem Pistolenjungen auf dem Shirt zum Album angeht: Das Motiv habe ich morgens auf dem Weg zur Arbeit vom Linienbus aus auf der Motorhaube eines Autos gesehen und sofort gewusst, das passt zu uns. Da meine künstlerischen Fähigkeiten eher marginal ausgeprägt sind, habe ich die Entwürfe mit einem Kumpel besprochen, einem der ersten Graffitisprayer der Stadt. Als ich ihm das Bild mit dem Fadenkreuz und dem Jungen mit der Pistole beschrieb, musste er laut auflachen – das besagte Auto gehörte seinem besten Freund. Nun kann ich auch mal ein Gerücht aus der Welt schaffen, was das Backcover angeht: das Live-Pic ist nicht, wie viele Leute glauben, im Bielefelder AJZ entstanden. Es stammt aus einem Club hier in der Nähe, wo wir eine Benefiz-Show für ein paar Punks gespielt haben, die sich ein paar Faxen zu viel geleistet hatten. Womit wir wieder beim Titel wären: ‚Brother Against Brother‘ soll, genau wie die Show, an den Unity-Gedanken appellieren, denn egal, was wir mögen – Punk, Hardcore, Metal, Oi! oder Ska –, wir sind doch alle Brüder mit ähnlichen Wurzeln. Trotzdem ging es in vielen Szenen nur darum, die anderen zu dissen. Das hat uns damals wie heute schwer angepisst.“