ZATOPEKS

Damn Fool Music CD

Mit diesem Juwel hat sich Household Name Records of London einen Herzenswunsch erfüllt und für die ZATOPEKS wäre der Augenblick angebrochen, die Offiziere über die Klinge springen zu lassen, wenn - ja, wenn "wir unserer Generation Hoffnungen nicht schneller sterben sähen als die RAMONES".

Eingedenk der Tatsache, dass die ZATOPEKS nach dem Ende ihrer ersten Band 3 1/2" FLOPPY als parodistische RAMONES-Hommage begannen, schockieren sie mit ihrer Antithese zu den RAMONES, "I don't want the airwaves", umso mehr.

Der Pop-Punk der Band war zeitlebens gemischt mit Rock'n'Roll im Stile der 50er mit starken Doo-Wop-Harmonien ("Ooh sha-la-la" und "Doo-wop-doo-wop"), der sich mehr und mehr Liedermacherklängen und Folk, sowie unzähligen Stilen öffnete.

Dabei haben die Schweinehunde das Pop-Punk-Genre qualitativ längst hinter sich gelassen, ohne den Stolz auf ihre Herkunft und die Meriten dieses exklusiven Ordens zu verlieren. So hagelt es Referenzen auf sich selbst, andere Bands, Lieder, Politiker und Poeten, Orte und mit dem Cockney rhyming slang auch auf die eigene Abkunft ("Oi, saw you stood on yer Jones last night" oder "gutted, mate!").

Doch aufgepasst! Das Universum der Enkel Buddy Hollys ist kein Zitate-Kosmos, sondern zeigt Substanz. "Daily Mail", manchen schon von akustischen Liederabenden bekannt, ersteht hier in einer Jazz-Variante mit Trompete auf und zerreißt das große Vorbild der B.Z.

des Springer-Verlages in der Luft. Der Pop-Punker "Radio Mariya" handelt in der ersten Strophe von einem antisemitischen Regierungssender Polens und in der zweiten von Anna Politkowskaja, wohingegen "Culture of control" etwas allgemeiner gefasst ist, nichts desto trotz aber aufrüttelt in einer Welt, in der nur noch unhinterfragt geschluckt wird.

Auch wenn der Weg des "Ain't Nobody Left But Us"-Albums weiter bestritten wird (die rivalisierende Vipers-Gang ist z.B. wieder dabei), schlägt "Damn Fool Music" doch einen Bogen zu 3 1/2" FLOPPY mit seiner Punk-Nostalgie, den Improvisationen, den Gastmusikern und -instrumenten, etwa Jerry Hormone von den APERS oder dem Hintergrundgesang, denn Jo Mangled von den HUNCHBACKS, die jedes Lied veredelt, auf dem sie singt, war ebenfalls Mitglied dieser Ur-Band.

Fassen wir zusammen: Dieser Meilenstein des Genres enthält einmal Jazz, einmal Rock'n'Roll, drei bittersüße Balladen, neun schnelle und mittelschnelle Popper-Stopper, sowie Schlagzeuger Pete Sematarys Hidden-Track-Rap, der damit zum vierten Sänger der Z-Boys wird.

Die Band wird wegen des Gesanges häufig mit den UNDERTONES verglichen, ein Vergleich mit der historischen Verquickung von Punk und Pop ist aber genauso gerechtfertigt. Poetisch und weise, aber nicht weniger hart, wild und ironisch - ein Meisterwerk! "Guess I've never strayed too far, too far from that punk kid from South Ealing." (9)