DUBLINERS

Foto

Die Väter des Celtic-Punk

John Sheahan ist zwar streng genommen kein Gründungsmitglied der DUBLINERS, da er erst etwa eineinhalb Jahre nach deren Gründung dazu stieß, kann aber auf eine Band-Zugehörigkeit von 48 Jahren zurückblicken und ist inzwischen letztes noch lebendes Mitglied der „Originalbesetzung“ dieser legendären irischen Folk-Band. Anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums und der bevorstehenden Auflösung der Band traf ich im Konzerthaus in Dortmund John zum Interview, ein zwar gut gelaunter, aber auch von vielen Jahrzehnten „on the road“ gezeichneter, müde wirkender und mittlerweile ja immerhin auch schon 73-jähriger Musiker.

John, bitte erzähl mir doch mal, wie du rückblickend die Anfangstage der DUBLINERS 1962 erlebt hast ...

Dazu muss ich etwas weiter ausholen ... Mit sieben oder acht Jahren habe ich begonnen, Tin Whistle zu lernen. Dann bin ich zur Fiddle gewechselt und habe noch etwa sechs Jahre klassischen Musikunterricht genommen und in einigen irischen Dance-Bands gespielt. Einige Jahre später dann lernte ich Bob Lynch kennen, zusammen haben wir damals als Folk-Duo Musik gemacht. Er hat gesungen und ich dazu Fiddle und Tin Whistle gespielt. Währenddessen hat sich die Originalbesetzung der DUBLINERS gefunden und auch bereits begonnen aufzutreten. Wir verkehrten in den gleichen Pubs, daher kannten wir uns. Nach etwa einem Jahr hat sich Luke Kelly dazu entschieden, die Band erst mal zu verlassen, um einige Zeit in den Folk-Clubs von England zu verbringen und dort neue Songs zu spielen. Er ist einfach ein unglaublich rastloser Typ gewesen. Dann hat es sich irgendwann ergeben, dass die restlichen DUBLINERS – Ronnie, Barney und Ciaran – Bob und mich gefragt haben, ob wir nicht ein paar Shows mit ihnen zusammen spielen wollen, was wir dann auch gemacht haben. Das sollte zunächst eigentlich nur vorübergehend sein. Doch es kam dann anders und wir wurden beide zu festen Mitgliedern der Band. Etwa ein Jahr später kam Luke dann aber wieder zurück und hat sich der Gruppe dauerhaft angeschlossen, deswegen hat Bob die Band dann verlassen.

Ursprünglich haben die DUBLINERS unter dem Namen THE RONNIE DREW BALLAD GROUP begonnen, richtig?

Das stimmt. Der ursprüngliche Name hatte etwa zwei Jahre Bestand. Dann gab es eine Diskussion um den Namen, denn es sollte etwas sein, das auch international mehr Anziehungskraft besitzt, und so kamen wir auf THE DUBLINERS.

Während eurer langen Karriere gab es ja eine ganze Menge Besetzungs-Wechsel, sowohl kurzfristiger als auch langfristiger Art. Wie kann man sich das genau vorstellen, wie bei einer großen Familie? Wenn einer mal nicht kann, springt eben ein anderer ein?

Ja, das hat sich schon ein bisschen in diese Richtung entwickelt über die Jahre. Der erste langfristige Wechsel fand 1974 statt und war weniger erfreulich. Ciaran Bourke musste die Band aufgrund einer Gehirnblutung verlassen. Für ihn stieß dann Jim McCann zu uns und blieb bis 1979. Und kurz nach Ciarans Erkrankung 1974 hat uns auch Ronnie Drew verlassen, der allerdings etwa fünf Jahre später wieder zurückkam. 1981 ist dann Luke Kelly an einem Gehirntumor erkrankt und erlag diesem dann auch im Jahre 1984. In dieser Phase hat sich uns Sean Cannon angeschlossen, der bis heute dabei geblieben ist. Ja, es gab schon eine ganze Menge Veränderungen, aber die Freundschaften und Kontakte sind nie abgerissen. Bei unserer Jubiläumstour zum Vierzigjährigen kamen Ronnie und Jim kurzfristig wieder zurück in die Band und wir waren auf einmal zu siebt unterwegs.

Was ist aus Paddy Reilly geworden, der von 1996 bis 2005 dabei war und, soweit ich weiß, nicht wegen einer Krankheit ausgestiegen ist?

Paddy war irgendwann einfach müde vom vielen Touren und wollte sich mehr auf sein Privatleben konzentrieren. Das passiert schon mal. Ich selbst werde mich jetzt auch mehr auf private Dinge konzentrieren. Im Moment macht er, soweit ich weiß, gar nichts. Er verbringt einige Zeit in Amerika und ist auch mit einer Amerikanerin verheiratet.

Was würdest du als die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte der DUBLINERS bezeichnen?

Da ist sicherlich der Song „Seven drunken nights“ zu nennen, mit dem sich sozusagen über Nacht unser Status verändert hat, von einer Band, die in kleinen heruntergekommenen Pubs spielt, hin zu einer, die auch große Hallen füllt. Der Song war auch in den britischen Charts 1967, ich glaube, auf Platz fünf. Danach haben wir sogar in der Royal Albert Hall in London gespielt. Mit diesem Song wurden wir auf einmal in ganz Europa wahrgenommen.

Was hast du vor den DUBLINERS gemacht, du warst 23 Jahre alt, als du dort eingestiegen bist?

Zunächst habe ich eine Ausbildung als Elektroniker gemacht und dann noch ein paar Jahre technisches Zeichnen studiert. Bis dahin war die Musik für mich lediglich ein Hobby. Als ich dann 1964 bei den DUBLINERS eingestiegen bin, war ja noch nicht abzusehen, wie sich das alles entwickeln würde, und wenn alles anders gekommen wäre, hätte ich wahrscheinlich auch in diesem Bereich angefangen zu arbeiten. Im Musikbusiness kann man eben nicht wirklich planen. Ich hatte nie im Sinn, ein professioneller Musiker zu werden, so etwas passiert, oder eben nicht. Natürlich bin ich letztendlich froh, wie es sich entwickelt hat, da Musik sowohl mein Hobby als auch meine große Leidenschaft war und auch heute noch ist, und mir dann letztendlich auch ein gutes Leben ermöglicht hat.

Eine ganze Menge eurer Lieder handeln von der Seefahrt und vom Fischen. Wie ist euer persönlicher Bezug dazu?

Seefahrt und Fischerei waren vor allem Barneys Hobby und Leidenschaft. Er hatte früher auch ein eigenes Boot und ist regelmäßig aufs Meer rausgefahren. Er hat es einfach geliebt, Lieder über die See zu singen und deshalb auch einige Sea-Shantys geschrieben wie „South Australia“ oder „Fiddler’s green“.

Was machst du im Moment, wenn du nicht mit den DUBLINERS unterwegs bist?

Ich habe ein paar Hobbys, nichts Besonderes. Sehr gerne mache ich zum Beispiel Holzschnitzereien, oder auch Gartenarbeit, und auch die Musik ist für mich neben den DUBLINERS immer noch auch ein Hobby geblieben. Zu Hause schnappe ich mir gerne schon mal die Fiddle und spiele einfach nur so vor mich hin oder auch auf Partys für gute Freunde und manchmal sogar in kleinen Pubs. Außerdem koche ich noch sehr gerne und backe Brot.

Und wie geht es jetzt mit euch weiter?

Ende 2012 ist definitiv das Ende der DUBLINERS gekommen. Wir werden unter diesem Namen also nicht mehr gemeinsam auftreten. Nach dem Tod von Barney McKenna und insgesamt fünfzig Jahren, die wir alle gemeinsam hinter uns haben, ist jetzt einfach das Gefühl da, den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören gefunden zu haben. Das ist ja oft sehr schwierig. Aus rein kommerzieller Sicht könnten wir bestimmt noch fünf oder zehn Jahre weitermachen, schließlich füllen wir die Hallen ja immer noch. Aber wir hätten kein gutes Gefühl mehr dabei und deshalb ist es jetzt an der Zeit, aufzuhören und sich wieder den einfachen Dingen des Lebens zu widmen, denn das Ende der DUBLINERS bedeutet ja noch lange nicht das Ende von allem. Ich bin mir sicher, dass es für mich auch weiterhin interessante musikalische Projekte geben wird, ich habe bereits eine ganze Reihe an Songideen, die ich irgendwann auch veröffentlichen möchte. Die anderen werden unter einem neuen Namen ja noch als Gruppe weitermachen. Und abseits der Musik habe ich über hundert Gedichte geschrieben, die ich in einem Buch zusammen veröffentlichen will.

Willst du etwa noch eine Solokarriere starten?

Haha, nein, nein, nicht mit 73 Jahren. Die Musik soll für mich nur noch ein Hobby sein.

Und zum Schluss noch die wichtigste Frage: Wie viel Whiskey hast du bisher getrunken?

Hahahaha, eigentlich gar nicht viel, das ist aber immer so das Bild, das man von uns hat, dieses Klischee, weil wir ja auch viele Songs haben, die vom Trinken handeln. Wir trinken viel mehr Bier und Wein oder Irish Coffee. Ich selber mag eigentlich auch gar kein Bier und trinke, wenn überhaupt, fast nur noch Wein.

THE DUBLINERS 1962-2012

1962 fanden sich der damals 28-jährige Ronnie Drew, Luke Kelly, damals 22 Jahre alt, Barney McKenna, 23, und Ciaran Bourke, 27, im legendären O’Donoghue’s Pub in Dublin zunächst unter dem Namen THE RONNIE DREW BALLAD GROUP zusammen. Der Pub sollte fortan der Proberaum der Band sein. Als die Gruppe 1963 beim Edinburgh-Festival auftrat, lernten sie Nathan Joseph, den damaligen Chef von Transatlantic Records kennen, und begannen mit ihm als Produzenten an ihrem ersten Album zu arbeiten und dieses dann noch im selben Jahr in den Livingston-Studios in London einzuspielen. Das Album sollte wie ein Live-Auftritt wirken, weshalb Toningenieur Bill Leader für die Aufnahmen Publikum ins Studio einlud. Als das selbstbetitelte Album dann 1964 veröffentlicht wurde, war Luke Kelly bereits ausgestiegen und wurde durch Bobby Lynch ersetzt, und mit John Sheahan wurde die Band um einen Musiker erweitert. 1965 kam dann Luke Kelly wieder zurück und Bobby Lynch musste dafür weichen. Die damalige Formation – Drew, Kelly, McKenna, Bourke, Sheahan – gilt seitdem als das Original-Line-up der DUBLINERS, war jedoch im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Besetzungswechseln verschiedenster Art unterworfen.

In den folgenden Jahren hatte das Quintett zahlreiche Auftritte, organisiert von Peggy Jordan, Besitzerin des Uileann Piper’s Club. Zunächst fanden die im Grafton-Cinema in Dublin statt, bevor es dann etwas später, mit der Aussicht auf finanziell lukrativere Auftritte, auf der anderen Straßenseite im Royal Hibernian Hotel weiterging. So konnte man sich erst mal einige Zeit mit dem ersten Album im Rücken über Wasser halten. Doch dieser Zustand sollte nicht allzu lange anhalten.

Denn im Jahre 1967 stieg die Band bei Transatlantic Records aus, unterschrieb stattdessen bei Major Minor Records einen Plattenvertrag und begann, an einem neuen Album zu arbeiten. Am 17. März des gleichen Jahres erschien dann als Vorabsingle des Albums „A Drop Of The Hard Stuff“ der Song „Seven drunken nights“, mit dem fortan nichts mehr so sein sollte wie zuvor. Die Single soll, wie es heißt, von einem Piratensender gestohlen und dann zusammen mit den BEATLES, THE WHO, und Jimi Hendrix rauf und runter gespielt worden sein. Der staatliche Rundfunksender Raidio Teilifis Eireann dagegen belegte den Song aufgrund seiner Zweideutigkeit mit einem Sendeverbot. Wie auch immer, die Single verkaufte sich bereits an den ersten Tagen etwa 40.000 Mal und stieg in den britischen Charts bis auf Platz sieben, in den irischen sogar auf Platz eins.

Plötzlich wurden die DUBLINERS nicht mehr nur in Irland, sondern auf der ganzen Welt wahrgenommen und bekamen sogar goldene Schallplatten. Fortan füllte man nicht nur kleine, verrauchte Clubs, sondern auch große Hallen. 1967 traten sie auch erstmals in Deutschland auf, beim Folk-Festival in Osnabrück. Bis 1968 wurden auf dem Label Major Minor Records drei weitere Studioalben der DUBLINERS veröffentlicht, 1967 „More Of The Hard Stuff“, 1968 „Drinkin’ And Courtin’“ und ebenfalls 1968 „At It Again“. Die Popularität der Band wuchs und wuchs, bevor dann 1969 ein weiterer Label-Wechsel bevorstand. Das nächste Album „At Home With The Dubliners“ wurde dann bei EMI/Columbia veröffentlicht.

Die Siebziger Jahre begannen genauso, wie die Sechziger endeten: mit wilden, immer länger werdenden Tourneen, einer Menge Alkohol und weiterhin viel Spaß an der Musik. Nach weiteren Studioalben – 1970 „Revolution“ und 1972 „Double Dubliners“ – kam die Band erstmals für eine große Tournee, organisiert von Karsten Jahnke, nach Deutschland. Es folgten Auftritte in Belgien, Dänemark, Norwegen und Schweden.

Nachdem 1973 mit „Plain And Simple“, diesmal bei Polydor, das nächste Studioalbum erschien, traf die DUBLINERS am 5. April 1974 ein harter Schicksalsschlag. Gründungsmitglied Ciaran Bourke musste gesundheitsbedingt einen laufenden Auftritt abbrechen, die Ärzte diagnostizierten eine schwere Gehirnblutung. Die darauf folgende Therapie verlief gut und Bourke wollte zurück, war jedoch den Anforderungen der nächsten Tour nicht mehr gewachsen und musste frühzeitig nach Hause fliegen. Er konnte nie wieder mit den DUBLINERS auftreten, wurde jedoch bis zu seinem Tod 1988 als Bandmitglied betrachtet und bekam weiterhin seinen Anteil an den Tantiemen.

Im gleichen Jahr entschloss sich Ronnie Drew dazu, die Band zu verlassen, mit Jim McCann kam jedoch für die beiden nur ein neues Mitglied hinzu. Fortan waren die Dubliners also nur noch zu viert und nahmen 1975 mit „Now“, 1976 mit „A Parcel Of Rogues“ und 1977 mit „15 Years On“ die nächsten Alben auf.

Dann kam Ronnie Drew zurück in die Band, nachdem er in den Jahren zuvor zwei Soloalben aufgenommen hatte. Jim McCann kehrte der Band den Rücken und schlug fortan ebenfalls eine Karriere als Solist ein. Die DUBLINERS entwickelten sich nun mehr und mehr zu einer Live-Band, waren fast ständig unterwegs und die Abstände zwischen ihren Studioveröffentlichungen wurden fortan länger.

1979 erschien nach der Rückkehr Kellys das Album „Together Again“ und erst 1983 mit „Prodigal Sons“ das nächste. Es sollte das letzte zusammen mit Luke Kelly bleiben. Nachdem dieser bereits 1980 bei einem Konzert zusammengebrochen war und man daraufhin einen Gehirntumor diagnostizierte, trat Kelly, der ob seiner Präsenz auf der Bühne und seines Status innerhalb der Band auch „The Performer“ genannt wurde, nach überstandener Operation wieder zusammen mit den anderen auf. Doch sein Zustand verschlechterte sich bald immer mehr, bei den Auftritten vergaß er die Songtexte und musste, von seiner Krankheit geschwächt, immer größere Pausen einlegen. Auf seiner letzten Europatournee stürzte er im Herbst 1983 mit einem Kreislaufkollaps von der Bühne. Wenig später musste er die Tournee ganz abbrechen. Nachdem er nach einer erneuten Operation das folgende Weihnachtsfest bei seiner Familie verbracht hatte, erlag er am 30. Januar 1984 seiner schweren Krankheit. Sein Grabstein trägt die Inschrift: „Luke Kelly – Dubliner“.

Doch wie bereits zuvor konnte auch dieser harte Schicksalsschlag die DUBLINERS nicht stoppen. Fortan war Sean Cannon, der Luke Kelly ab 1982 bereits mehrmals übergangsweise vertreten hatte, festes Bandmitglied.

Das Jahr 1987 sollte für die DUBLINERS ein bedeutendes werden. Zum 25-jährigen Bandbestehen kam mit „25 Years Celebration“ ein neues Album auf den Markt und mit Eamonn Campbell wurde ein langjähriger Freund als neues Mitglied in der Band aufgenommen. Eben dieser Eamonn Campbell war es auch, der die DUBLINERS mit einer anderen legendären Band zusammenbrachte, den POGUES. Bei den darauf folgenden Aufnahmen entstand die Hit-Single „The Irish Rover“, die auf Platz acht der britischen und auf Platz eins der irischen Charts landete. Damit öffneten sich die DUBLINERS auch einem neuen, einem jüngeren Publikum, was die Popularität der Band weiter steigerte.

Im Jahre 1988 folgte mit „The Dubliner’s Dublin“ bereits das nächste Album. Zwei Jahre später, Irland hatte sich zum ersten Mal für eine Fußballweltmeisterschaft (in Italien) qualifiziert, nahmen die DUBLINERS dieses Ereignis zum Anlass, um erneut mit den POGUES eine Single einzuspielen. „Jack’s heroes“ (der damalige irische Nationaltrainer hieß Jack Charlton) schaffte es erneut in die Charts, immerhin auf Platz 63 in England und in Irland sogar auf Platz vier.

Zahlreichen, immer wiederkehrenden Gerüchten um eine mögliche Auflösung der Band zum Trotz wurde 1992 das 30-jährige Bandbestehen mit dem Album, „30 Years A-Greying“ und einer großen Tour gefeiert. Es folgten erste Auftritte in Slowenien, Kroatien und Italien.

1995 verließ mit Ronnie Drew ein weiteres Gründungsmitglied die Band, um sich seinen Solo-Aktivitäten zu widmen. Mit Paddy Reilly stand aber bereits ein geeigneter Nachfolger parat. Die Weltpremiere dieser neuen Formation wurde in Istanbul beim ersten Auftritt in der Türkei von den Fans gefeiert. Ein Jahr später erschien mit „Further Along“ das vorletzte Studioalbum der DUBLINERS.

2002, wurden die DUBLINERS vierzig Jahre alt. Öffentliche Auftritte allerorten, ein Empfang nach dem anderen, und die Band bekam eine Ehrung nach der anderen. Im selben Jahr erschien auch ein neues Studioalbum namens „40 Years“, eine Mischung aus neuem und altem Material, bei dem alle DUBLINERS zu hören sind, bis dahin bereits zehn Mitglieder. Für zunächst einige wenige Auftritte stießen Jim McCann sowie Ronnie Drew wieder zur Band, um mit den alten Weggefährten das Jubiläum zu feiern. Im Herbst desselben Jahres wurde bekannt, dass Jim McCann als Folge seines starken Zigarettenkonsums an Kehlkopfkrebs litt, dank erfolgreicher Chemotherapie konnte er aber sogar die Deutschland-Jubiläumstour mitmachen, bei der auch Ronnie Drew mit von der Partie war.

In den folgenden Jahren wurde es etwas ruhiger um die Gruppe, der Tourplan wurde drastisch reduziert, um der gestressten Band etwas Erholung zu gönnen. Es erschienen eine ganze Reihe von Live-CDs und -DVDs und 2005 war es mal wieder Zeit für eine Umbesetzung. Paddy Reilly verließ die DUBLINERS aus privaten Gründen. Für ihn wurde Patsy Watchorn in die Band aufgenommen.

2008 nahmen zahlreiche Künstler, wie Shane McGowan, Sinead O’ Connor, Christy Moor sowie Mitglieder der DUBLINERS und U2 Ronnie Drew zu Ehren, der seit Jahren an einer schweren Krebserkrankung litt, den von Bono geschriebenen Song „The ballad of Ronnie Drew“ auf. Der Song wurde im Februar in der „Late Show“, in Anwesenheit von Ronnie Drew, der Öffentlichkeit präsentiert. Am 16. August starb Ronnie Drew.

2009 erweiterten die DUBLINERS ihre Live-Shows zu einem Multimedia-Event, blendeten sie doch immer wieder Fotos und Videos ihrer bereits verstorbenen Mitglieder ein, während John Sheahan zwischendurch dem Publikum einige seiner selbstgeschriebenen Gedichte präsentierte.

Als dann am 5. April 2012 mit Barney McKenna, den meisten auch als „Banjo Barney“ bekannt, auch noch das letzte Gründungsmitglied verstarb, beschloss der Rest der Band zwar, dass die Tour 2012 wie angekündigt stattfinden sollte, aber auch, dass es die letzte sein soll. Barney McKenna war damit das dienstälteste Mitglied der langen DUBLINERS-Historie. Der Tod Barneys bedingte einen weiteren personellen Wechsel. Gerry O’Connor trat das undankbare Erbe an, den Publikumsliebling zu ersetzen. Doch dieser Wechsel sollte nicht von Dauer und auch der letzte sein, denn die immer gut gelaunt wirkenden, langbärtigen, rauhbeinigen, Whisky-trinkenden und charismatischen Typen, die mit ihren Stimmen, Instrumenten und ihrer ganz eigenen Art Millionen von Menschen für die Folk-Musik begeistern konnten, beendeten ihre Karriere nach insgesamt fünfzig Jahren.

Die DUBLINERS gingen, doch was bleibt, ist das ungebrochene Interesse für Folk-Musik, die von der eher traditionellen Art der DUBLINERS über die POGUES auch hin zum Punkrock übergeschwappt ist und sich dort großer Beliebtheit erfreut. Etwa bei Bands wie den DROPKICK MURPHYS, die vor allem durch die DUBLINERS bekannt gewordene Stücke wie „The Irish rover“, „Wild rover“ oder „The fields of Athenry“ neu, lauter und schneller interpretierten als ihre Vorbilder und die auf ihrem 2008er Album „The Meanest Of Times“ den Song „Flannigan’s ball“ zusammen mit Ronnie Drew aufnahmen. Auch bekannte Bands wie FLOGGING MOLLY, THE TOSSERS oder THE LEVELLERS erkannten das Potential dieser Musik, genauso wie die noch unbekannteren THE BLOODY IRISH BOYS oder LANCASTER COUNTY PRISON, die zusammen mit Shane McGowan ein Album aufgenommen haben. Und auch die deutsche Band MR. IRISH BASTARD kann sich dem Einfluss der DUBLINERS nicht entziehen. Mit den DUBLINERS endet also sicherlich eine Ära, doch deren Musik sowie deren Einflüsse werden weiterleben und so immer an diese außergewöhnliche Band erinnern.