MAX HIRAX

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Mosh Of Ass

Max Hirax, einer der wenigen Menschen, die extremen Hardcore definiert haben und immer noch aktiv sind. Unter anderem war er Drummer der Power Violence-Legenden SPAZZ und PLUTOCRACY (beide aufgelöst), die mit ihrer Musik Maßstäbe in der brutalsten Form des Hardcore setzen konnten haben, und Macher des mittlerweile auch schon legendären Plattenlabels Six Two Five Thrashcore. Außerdem spielt Max bei der Band WHAT HAPPENS NEXT Schlagzeug, die für viele auch der Inbegriff des modernen Fastcores ist.

Hallo Max. Was hast du in letzter Zeit so gemacht?


„Hauptsächlich studiere ich Geschichte. Aber auf musikalischer Ebene mache ich nur mein Plattenlabel 625 Records, toure mit WHAT HAPPENS NEXT und spiele in der Nähe Konzerte mit CAPITALIST CASUALTIES und STOCKHOLM SYNDROME.“

Du warst ja damals bei SPAZZ. Was war das für eine Zeit?

„Es hat viel Spaß gemacht, mit Chris und Dan zu spielen, und durch die Staaten und Japan zu touren, war ebenfalls total cool. Als wir angefangen haben, war diese Musikrichtung alles andere als angesagt, dementsprechend waren unsere ersten Konzerte, die wir zusammen mit CROSSED OUT und MAN IS THE BASTARD gespielt haben, auch ziemlich schlecht besucht.“

Was machen denn die anderen ehemaligen Mitglieder? Sind sie auch noch aktiv?

„Dan spielt in einer neuen Band, die sich FUNERAL SHOCK nennt, wo Leute von DEAD BODIES EVERYWHERE und CAPITALIST CASUALTIES mitspielen, das ist wirklich beeindruckender Oldschool-Hardcorepunk. Chris spielt im Moment in zwei Bands. Die eine nennt sich BURN YOUR BRIDGES, mit Bob von LACK OF INTEREST, die letztes Jahr auf Deep Six Records eine Platte rausgebracht haben. Die andere Band macht er zusammen mit dem Drummer von LANA DAGALES, aber ich weiß nicht, wie sie sich im Moment nennen.“

SPAZZ waren ja nie so die Liveband. Mit WHN warst du gerade in Europa. Wie war die Tour? Warst du vorher schon mal in Europa?

„SPAZZ haben durchaus viel gespielt, nur nie in Europa. Ich war allerdings von 1992-93 mit dem Rucksack in Europa unterwegs. Die Tour war ziemlich cool, viele coole Bands und viele wirklich coole Menschen. Wir wurden von den meisten Veranstaltern sehr nett behandelt und haben viele neue Freunde gewonnen.“

Wie siehst du deine jetzige Band? Gerade auch in Bezug auf die Texte. SPAZZ hatten ja eher lustige Texte.

„Ja, SPAZZ hatten wirklich nicht so viel zu sagen, außer bei den späteren Songs, als wir ein bisschen angepisster waren, aber das ist nun mal nicht das, was in Erinnerung bleibt, eher die frühen Jahre mit den lustigen Texten. Manche Leute sehen WHAT HAPPENS NEXT in derselben Weise, aber ich denke wenn du dir die Texte anschaust, hat Devon schon einmalige Dinge zu erzählen, nicht die typischen punk-politischen Themen. Themen, die eher kampfansagend sind, also als Band sind wir ziemlich zufrieden mit unseren Texten.“

Erzähl mal was über dein Label 625 Records. Hast du Angst, dass du mal in die gleiche Situation kommst wie Chris Dodge mit Slap A Ham?

„Na ja, Chris hatte einfach keinen Bock mehr, glaube ich. Es war das einzige Label, das einige Zeit diese Art von Musik gemacht hat. Er hat eine ganze Generation von Bands über sein Label definiert und einigen Leuten weitergeholfen. Aber im Moment gibt es so viele Plattenfirmen, so viele Bands, so viel Musik, die sich gleich anhört, es ist einfach eine andere Zeit. Ich verliere auch jedes Jahr Geld, aber ich betreibe ein wesentlich kleineres Label, also verliere ich jedes Jahr ca. 1000 bis 2000 Dollar, die ich aus meiner eigenen Tasche bezahle. Aber es ist zumindest befriedigend etwas zu tun, das mir wirklich Spaß macht und mein Hobby ist. Wenn du einmal versuchst, von einem Plattenlabel zu leben, wird es ziemlich hart. Ich weiß, dass ich niemals von dem Label leben kann, nie.“

Du machst ja viele Platten mit kleinen, unbekannten Bands aus der ganzen Welt. Mir gefällt diese Message, dass schneller Hardcore nicht zwangsläufig aus den USA oder Skandinavien kommen muss.

„Das ist der wichtigste Aspekt, wenn du ein Plattenlabel gründest. Als SPAZZ größer wurden, hatten andere Bands wie NO LESS und AGENTS OF SATAN noch kein Vinyl draußen, also habe ich mit dem Label angefangen, um befreundeten Bands auszuhelfen. Im Moment versuche ich neue oder kleinere Bands aus anderen Regionen zu finden, um deren Platten rauszubringen. Ich mag Sachen gerne, die ich momentan aus Südamerika und Südostasien gehört habe. Da gibt es schon länger geile, schnelle Hardcore-Sachen, aber jeder will nur die angesagten Ami-Youthcrew-Platten kaufen.“

Wie kannst du eigentlich so viele neue Platten rausbringen, ist das nicht ziemlich teuer?

„Ja, gerade Vinyl ist heutzutage sehr teuer, und deshalb versuche ich die Kosten niedrig zu halten. Aber auch wenn ich jede Kopie einer Platte verkaufe, mache ich dabei noch Minus, aber dieses Opfer muss ich in Kauf nehmen. Hier und da mache ich auch mal CDs, um Geld für neue EP- und LP-Projekte zu finanzieren.“

Wie viele Tapes bekommst du so? Du machst ja noch Reviews für Mosh Of Ass und das Short Fast & Loud ...

„Ich bekomme Tapes für MOA und für 625. Manche Leute wissen nicht, dass ich Tapes reviewe, aber sie wollen halt wissen, ob ich eine Platte von ihnen herausbringe, meistens mache ich das natürlich nicht. Aber ich reviewe immer noch jedes Tape für MOA bzw. Short Fast & Loud, das von Six Weeks Records gemacht wird und vier mal im Jahr herauskommt. In einigen Ausgaben habe ich so 200-300 Reviews, und in anderen nur 50-100.“

Wird Fastcore nicht irgendwann langweilig? Immer die gleiche Musik. Hast du auch andere musikalische Interessen?

„Für manche Leute wird es vielleicht langweilig, aber nicht für mich. Ich liebe es, all die verschiedenen Arten, Grindcore, Fastcore, Power Violence usw. Das ist einfach so schnell, energiegeladen, und das interessiert mich. Aber klar, ich höre natürlich auch andere Musik, hauptsächlich traditionellen Jazz, wie ART BLAKEY AND THE JAZZ MESSENGERS, Max Roach, Mingus, Monk usw. Der Jazz aus den 50ern und 60ern ist ziemlich gut.“

Wie bist du zu Hardcore gekommen? Hatte das für dich etwas mit Skaten zu tun?

„Ich bin 1983/84 durch meine ältere Schwester zu Punk gekommen. Sie hat mich zu Konzerten mitgenommen, so dass ich einige der alten Bands aus der Bay Area gesehen habe. Das war der Auslöser, ich mochte dann hauptsächlich noch den wirklich aggressiven Hardcore. Damals war ich so 11/12 Jahre alt, das war die Musik und der Style, den ich am meisten mochte. Und ja, damals hingen einige Leute, mit denen ich was zu tun hatte, mit Skateboards rum. Ich habe angefangen zu skaten, bevor ich was mit Punk am Hut hatte, aber beides hat sich natürlich überschnitten.“

Was geht bei euch momentan in Kalifornien? Ich sag nur Arnold Schwarzenegger ...

„Das ist seltsam, fast der ganze Staat hat für ihn gewählt, nur die Region nicht, in der ich lebe, die sehr liberal ist. Es sieht so aus, als ob das zwei ungewöhnliche Jahre werden würden, da ich keine Ahnung habe, was er überhaupt vor hat, besonders weil er sich nie an irgendwelchen politischen Gesprächsrunden beteiligt hat. Wenn jemand, der nie ein Wort zu seinen Ideen gesagt hat, oder zu dem, woran er glaubt, von mehreren Millionen Menschen gewählt wird, ist das ziemlich furchterregend. Das ist der erschreckendeste Teil an der ganzen Sache ...“